Fenster schließen

Schwaz-Trient - Kaiserjäger-Gedenkfeier, 10. Juni 2018


Am Herz-Jesu-Sonntag gab es ein festliches Gedenken
zum 100. Todestag des Trentiner Kaiserjägers Severino Dietre,
der in Schwaz bestattet ist.

Lebendiges und authentisches Brauchtum und ein starkes Gemeinschaftsgefühl kennzeichnen die Festlichkeiten in der Silberregion Karwendel, wo noch nach alter Tradition gefeiert wird.

Auch in Schwaz hat die Herz-Jesu-Prozession seit 220 Jahre einen wichtigen Platz. Hier, wie nunmehr fast in der ganzen Region, hat das Fest nicht mehr den kalendermäßig vorgegebenen Tag, also den Freitag nach Fronleichnam, sondern es wurde auf den folgenden Sonntag verlegt. Nur in der Gemeinde Weerberg wird auch heute noch am Freitag gefeiert.

Der Mittelpunkt der Feier besteht in der Spiritualität der römisch-katholischen Kirche und der entsprechenden Messfeier. Alles beginnt mit einer Prozession, die von einem Bild mit dem Heiligen Herz angeführt wird. Dann folgt der Zug der Teilnehmer, der sich, der Monstranz voranschreitend und folgend, beginnend bei der Pfarrkirche, durch die wichtigsten Straßen zieht, um dann zur Pirchangerkapelle zu kommen, wo sich die Menge auf zwei Seiten unter jahrhundertealten Bäumen verteilt und unter freiem Himmel die feierliche Messe abgehalten wird.

Man könnte zunächst glauben, eine militärische Veranstaltung zu sehen, in Anbetracht der Teilnahme der Schützen und anderer farbenprächtig uniformierter Gruppen. Aber das hat nichts zu tun mit Veteranentreffen oder früheren Militärteilnehmern. Es sind auch keine Uniformen des österreichischen Bundesheeres zu sehen, das auch nichts mit dem Fest zu tun hat, das vielmehr in ganz Tirol ein aufrichtiges historisches Gedenken und ein feierliches Zeugnis des Glaubens ist.

Alles begann im Jahr 1796, als die Tiroler Bauern sich unter dem Eindruck der Bedrohung durch die mit Frankreich verbündeten bayerischen Truppen so gut es ging bewaffneten und sich und das Land unter den Schutz des Heiligsten Herzens Jesu stellten. Der Kampf war ein ungleicher und endete bekanntlich nach langem Widerstand mit der Erschießung von Andreas Hofer, dem Anführer des Widerstandes.

Die Schützen, die ihre Entstehung Kaiser Maximilian verdanken, nehmen als Haupteinheit teil. Und es liegt an der Erinnerung an dieses Gelöbnis und an diese für die Tiroler heldenhafte Zeit, dass diese Feier ein vielbesuchtes und tiefes Gedenken ist, wo alles Bezug nimmt auf den Stolz auf das kleine Heimatland Tirol, beginnend bei den Traditionsvereinen, bei den ursprünglichen Frauengewändern und den bunten Tiroler Trachten und bei den Uniformen der Tiroler Kaiserjäger (ein Tiroler Truppenteil, der im Jahr 1918 sein Ende gefunden hat). Tatsächlich erinnert hier nicht viel an den österreichischen Staat oder an den Prunk des Habsburgerreiches.

In diesem Rahmen hat eine Abordnung des Trienter Stadtbezirks Argentario mit Presidente Armando Stefani, Egidio Dalla Costa und einer Delegation der örtlichen ANA-Gruppe teilgenommen (ANA = Vereinigung der italienischen Gebirgsjäger „Alpini“).

Bekanntlich gibt es nun bereits seit 1989 enge freundschaftliche Verbindungen und eine gute Zusammenarbeit zwischen dem Stadtbezirk und der Tiroler Stadt, die nicht zufällig der Hauptort der sogenannten Silberregion ist. Im Jahr 2009 haben die Bürgermeister von Schwaz und Trient die formelle Partnerschaft unterzeichnet. Zahlreich waren die bisherigen Aktionen in den vielen Jahren, auch dank des beständigen Einsatzes des Vorsitzenden der „Amici di Schwaz“, Egidio Dalla Costa.

Im Rahmen dieser tiefen Freundschaft und anlässlich der hundert Jahre seit dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde nach der Heiligen Messe, bei der folgenden Gedenkfeier von der Stadt Schwaz, dem Bürgermeister Hans Lintner und dem Gemeinderat eine Erinnerung an die fünfundzwanzig Trentiner abgehalten, die damals wegen der Kriegsfolgen im Militärspital der Stadt gestorben sind und die im örtlichen Friedhof begraben sind.

Es hat sich zufällig so ergeben, dass der Leutnant Dietre aus dem Valsugana, wie seine Grabinschrift besagt, exakt hundert Jahre vor diesem Festakt verstorben war, also am 10. Juni 1918.

In einer kurzen und bewegenden Ansprache sind alle Namen der fünfundzwanzig Gefallenen verlesen worden. Dann hat die Trienter Abordnung einen Kranz niedergelegt, zur Erinnerung an diese Leben, die von der unsagbaren Gewalt des Krieges zerstört wurden. Von einem Krieg, der vor irgendwelchen Siegen vor allem die Niederlage aller Menschlichkeit gebracht hatte.


Text von Gianni, Trento
10. Juni 2018
 

Fenster schließen